Videos bereitstellen
17.12.2020
Sei es ein schnelles Erklärvideo, ein ausgewachsenes, mit dem ich meinen Teilnehmenden eine gute Portion Inhalt vermittle, oder ein sättigender gefilmter Vortrag – immer wieder stehen Lehrende und Einrichtungen vor der Frage: Auf welchem Weg stelle ich am besten Videos bereit? Meinen Teilnehmenden oder gleich der Öffentlichkeit.
Hier gebe ich ein paar Hinweise dazu, welche Aspekte bedacht werden sollten und welche technischen Möglichkeiten es gibt. Und ganz unten: mein Standpunkt dazu.
Was ist zu bedenken?
Für wen?
Wer soll mein Video nutzen? Ist es ausschließlich für die Mitglieder meines Kurses bestimmt, will ich es einem größeren Kreis verfügbar machen oder der ganzen Öffentlichkeit? Möglicherweise ist es auch nur für eine einzelne Person bestimmt. Ein Feedback-Video auf ein individuelles Arbeitsergebnis etwa – das ist rein private Kommunikation, dieses Video soll niemand außer dieser Person erhalten.
Qualität und Anspruch
Ein Video, das ich für eine Lerngruppe anfertige, ist vielleicht nicht von einer Qualität, mit der ich mich öffentlich präsentieren will. Nicht, weil ich es nicht besser kann (natürlich nicht!), sondern weil bei der Produktion von Lernmaterial immer das Verhältnis von Aufwand und Funktion im Auge behalte. Auf die Frage „Wie gebe ich gleich nochmal auf hackmd.io ein Dokument zum Bearbeiten frei?“ habe ich schneller mit einem shareit-Video geantwortet, als ich eine E-Mail formuliert habe.
Bildung öffnen?
Das Video über die Lerngruppe hinaus publik zu machen, kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein. Vielleicht fühle ich mich dem Open-Education-Gedanken verpflichtet und will meinen Beitrag leisten zum offenen Austausch von Bildung. Nebenbei erhöht ein publiziertes Video meine öffentliche Präsenz und macht auf mich oder meine Einrichtung als Bildungsanbieterin aufmerksam. Schließlich ist ein frei zugängliches Video auch für Mitglieder meiner Lerngruppe der bequemste Weg zur Nutzung – ein Klick auf einen Link genügt.
Wert und Preis
Vielleicht möchte ich mein Video aber nicht verschenken, sondern Geld mit ihm verdienen. Oder ich möchte einfach nur deutlich machen, dass mein Produkt einen Wert hat. Dann bekommt mein Video nur, wer dafür bezahlt. Wobei offene Bildungsangebote keineswegs im Widerspruch stehen müssen zur Notwendigkeit, von ihnen leben zu müssen. Dies hat etwa Nele Hirsch hier reflektiert.
Verboten und erlaubt
Wer mein Video nutzen soll, ist die eine Frage. Die andere: Wie darf ich mein Video nutzen? Was ist erlaubt und was nicht? Persönlichkeitsrechte sind zu beachten, wenn andere Personen erscheinen, und Urheberrechte, wenn ich Material von anderen verwende.
Wenn wir in der VHS Vorträge aufzeichnen, stellt sich immer wieder vor allem die letztere Frage. Hat die Referentin oder der Referent Material eingesetzt, das gegen eine Veröffentlichung spricht? Vortragende sind es häufig gewohnt, sich über Bild- und Musikrechte wenig Gedanken zu machen. Was überhaupt nicht schlimm ist, wenn die Veranstaltung im geschlossenen Kursraum oder Vortragssaal bleibt. Aber wenn wir den Vortrag übertragen oder aufzeichnen, macht uns die legale Distribution regelmäßig Kopfzerbrechen.
Technische Möglichkeiten
Frei zugänglich
Wenn ich will, dass mein Video von möglichst vielen gefunden wird, führt kaum ein Weg an Youtube vorbei. Natürlich gibt es Alternativen (hier oder hier), und ich kann ein Video auch auf meiner eigenen Website oder meinem Blog einbetten.
Der Dienst video.link gibt Youtube-Links so weiter, dass die Videos ohne ablenkende Youtube-Vorschläge und ohne Werbung angezeigt werden.
Auf sozialen Medien erreiche ich auch eine Öffentlichkeit. Oft schneller und im ersten Moment effektiver als auf Youtube. Dafür verstaubt mein Post bald wieder in der Timeline-Historie. Am besten kombinieren: das Video auf Youtube bereitstellen und auf Facebook, Twitter etc. darauf verlinken.
Verstecken und schützen
Vor der Neugier der Öffentlichkeit verbirgt Youtube Videos, wenn ich die Einstellung „nicht gelistet“ wähle: Mein Video ist zwar frei zugänglich, kann aber über die Suche nicht gefunden werden und wird nicht in den Vorschlägen angezeigt. Nur wer die – praktisch nicht zu erratende – Adresse genau kennt, kann den Film aufrufen.
In der Praxis bin ich damit vor ungewollten Blicken ganz gut geschützt. Die Verbreitung über die Lerngruppe hinaus verhindert es nicht zuverlässig, weil Nutzer/-innen den Link natürlich ihrerseits teilen können. Und auch urheberrechtlich ist es wohl nicht wasserdicht, denn auch eine versteckte Veröffentlichung ist eine Veröffentlichung. Eine praktikable und risikoarme Methode ist die Weitergabe von versteckten Links gleichwohl.
Wenn ich mehr Sicherheit will, könnte ich den Zugriff mit einem Passwort schützen. Das geht aber auf Youtube nicht. Für diesen Zweck habe ich keine einfache kostenlose Lösung entdeckt, dafür gibt es kommerzielle Dienste wie Vidyard oder Vimeo Pro. Oder ich greife auf meine eigene Website zurück und richte dort einen passwortgeschützten Bereich ein. Manuell oder oder mit Unterstützung des Content-Management-Systems, zum Beispiel Wordpress.
Fileserver
Auch über Dateiserver kann ich Videos bereitstellen, auch hier erhalten Nutzerinnen und Nutzer einen geheimen, aber meist ungeschützten Link. Und auf vielen Dateiservern, zum Beispiel auf Google Drive oder Dropbox, können Videos auch direkt wiedergegeben werden.
Was sind Vor- und Nachteile der Fileserver-Variante gegenüber nicht gelisteten Youtube-Videos?
Manchmal hakt die Wiedergabe auf dem Dateiserver, das hängt wohl von den Einstellungen des Videoformats ab. Wenn dagegen Youtube ein Video entgegengenommen hat, läuft es praktisch immer flüssig. Andererseits bin ich auf dem Fileserver meist schneller beim Ergebnis: Ich muss mich nicht mit Metadaten und Jugendschutz befassen und muss nicht warten, bis Youtube meine Datei verarbeitet hat – hochladen, freigeben, fertig. Und schließlich kann ich auf einem Fileserver den Datenschutz besser berücksichtigen. Ich kann unter vielen Anbietern nach Sicherheitsaspekten auswählen oder einen Host selbst betreiben. Zum Beispiel mit Nextcloud oder Filegator.
Ich mache es meistens so: Wenn es schnell gehen soll und ich nur einen kleinen Kreis anspreche, wähle ich Google Drive, wenn ich das Video perspektivisch länger nutzen will und es den Nutzer/-innen möglichst bequem und zuverlässig machen will, wähle ich Youtube.
Datei verschicken
Natürlich kann man Dateien auch verschicken – aber bitte nicht als Mailanhang, sondern über einen Filehosting-Dienst wie etwa Wetransfer. Um ein Video Lernenden zur Verfügung zu stellen, ist diese Methode für mich eher uninteressant. Ich verwende Wetransfer in der Regel dann, wenn ich mich mit Kolleg/-innen über den Stand einer gemeinsamen Produktion austausche.
Messenger
Wie kriege ich nochmal die Bechamelsauce klümpchenfrei? Als Antwort auf Fragen wie diese bietet es sich an, schnell ein Video mit dem Smartphone aufzunehmen. Und wenn das Video schonmal auf dem Smartphone ist, kann ich es auch gleich in die Chatgruppe schicken. Für schnelle Handyvideos ist das eine einfache Lösung – vorausgesetzt, ich stehe mit der Lerngruppe auf diesem Weg in Kontakt.
Lernplattform
Auch Lernplattformen (oder Lern-Management-Systeme – LMS) bieten sich selbstverständlich an, um in Lernkontexten Videos zu beherbergen.
Ein LMS ausschließlich als Videoplattform zu nutzen, wäre wohl mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Wenn ich das LMS aber ohnehin nutze oder ich andere Gründe habe, ist es durchaus eine Option.
Ein Vorteil der LMS-Variante ist, dass ich mein Material gut geschützt bereitstellen kann. Hier haben nur autorisierte Personen Zugriff, ein Lern-Management-System schützt mich daher auch selbst, richtig eingesetzt, vor urheberrechtlichen Fallstricken.
Sonderfall: VHS-Cloud
Innerhalb der VHS-Cloud gibt es verschiedene Orte, wo ich Videos für Teilnehmende platzieren kann.
- Dateiablage. Ich kann hier Dateien aller Art hochladen und Nutzer/-innen können sie herunterladen. Eine direkte Abspielmöglichkeit für Videos gibt es nicht.
- Lernbausteine. Videos, die in einen Lernbaustein eingebettet sind, können wiedergegeben, aber nicht heruntergeladen werden. Dies kann mir gelegen kommen, wenn ich die Nutzung, das Teilen und das Kopieren einschränken will. Lernbausteine müssen aber erst angelegt werden. Man hat hier erst einmal viel am Rahmen zu hämmern und zu schrauben, bevor man das Bild darin vorzeigen kann. Wie der Name schon andeutet, sind Lernbausteine von ihrer Grundidee auch mehr als nur Video-Abspielstationen.
- Mediathek. Die Bezeichnung klingt vielversprechend, aber die Mediathek ist für die Bereitstellung eigener Videos unbrauchbar. Hier kann ich keine Videos hochladen, sondern nur Medien aus wenigen ausgewählten Ressourcen einbetten.
- Pinnwand. Auf der Kurs-Startseite kann ich eine so genannte Pinnwand einbauen. Das ist eine halbwegs elegante Lösung, wenn ich Videos als Service ohne umfangreiche didaktische Kontextualisierung anbieten will. Kommt als passwortgeschützte Youtube-Alternative infrage. Mit dem voreingestellten Speicherkontingent von 500 MB stößt man allerdings sehr schnell an Grenzen und wird beim Support eine Erweiterung beantragen müssen. Nutzer/-innen können Videos von der Pinnwand herunterladen; diese Funktion kann ich nicht sperren.
Empfehlungen
- Nach Möglichkeit nur Material verwenden, dessen Nutzung erlaubt ist. In meinem Projekt „Schreiben über Musik“ habe ich dies nicht konsequent getan und bedaure noch heute, dass ein Teil der Videos hinter einer Moodle-Login-Seite versauert, während andere, frei zugängliche Filme sich nicht gerade stürmischer, aber regelmäßiger Nutzung erfreuen.
- Rechte respektieren. Abmahnungen wegen Urheberrechtsverstößen sind real. Sie nicht zu riskieren, ist nur vernünftig. Und natürlich ist es sowieso geboten, das geistige Eigentum anderer zu respektieren.
- Wenn möglich, frei verfügbar machen. Nicht unbedacht, natürlich (s. o.). Aber wenn ich Mühe in ein Video investiert habe, freue ich mich grundsätzlich über alle, die sich dafür interessieren. Wenn es gefunden werden soll, führt an Youtube kaum ein Weg vorbei.
- Nutzung lizenzieren. Den Nutzerinnen und Nutzern meiner Produkte erleichtert es das Leben, wenn sie eindeutig erkennen können, ob und unter welchen Bedingungen ich die weitere Verwendung erlaube. Am besten geht das, indem ich meine Produktion unter eine Creative-Commons-Lizenz stelle.